Followers verfolgen – oder nicht? – Museen debattieren über Follower-Strategie von Dachverbänden
An Freitagen wimmelt es auf Twitter traditionell von Empfehlungen: #FF – FollowFriday. Meist genutzt zur Bauchpinselung guter Twitter-Freunde, manche sollen über den Hashtag #FF tatsächlich zu weiteren relevanten Twitter-Konten bzw. zu weiteren interessierten Twitter-Followers finden. Letzten #FFreitag (30. Oktober 2015) warf das Museum Bamberg eine relevante Frage in die Runde:
@ICOMDeutschland & @IcomOfficiel ,warum folgt ihr so wenigen Museen?
… und stieß eine mehrere Tage andauernde Debatte unter Museen an, ob museale Dachverbände wie die ICOM (International Council of Museums) und der Deutsche Museumsbund auf Twitter möglichst vielen Museen folgen sollten oder nicht. Während die deutsche Sparte der ICOM gar nicht erst Stellung bezog, antwortete die internationale ICOM zunächst:
Actually we were expecting that they follow us first! 😉 — ICOM (@IcomOfficiel) 30. Oktober 2015
Nachdem dann mehrere Museen antworteten, sie folgten doch schon seit Monaten, wurde teilweise zurückgefolgt und das Gespräch dann mit dem ironischen Satz “#ff back to all! p.s. don’t you take lunch break?” beendet – dabei ist die Mittagspause bei kleinen Museen ohne eigenen Social Media-Beauftragten DER Zeitpunkt, um mal zu twittern. Nichtsdestotrotz lief das Gespräch weiter. Es ging um nicht gut gepflegte oder nach einem Mitarbeiterwechsel verweiste Accounts, die in der Organisation selbst offenbar keinen großen Stellenwert genießen und deren Außenwirkung. Und immer wieder um die Frage, wieso ein Museumsdachverband sich offensichtlich nicht dafür interessiere, was seine Museen twitterten. Die etwas bissige Antwort – und die nach außen vermittelte Botschaft – lautet:
@MuseumBamberg @MH_TextWeb Naja, dann müsste man es womöglich lesen und eventuell gar reagieren. — Juna (@IrgendwieJuna) 30. Oktober 2015
Berechtigterweise wurde mehrfach angemerkt, dass man vielen Accounts auch prima über thematisch gebündelte Listen folgen könne. Aber auch solche scheinen die ICOM und der Deutsche Museumsbund nicht zu führen. Eine etwas andere Follower-Strategie scheint dagegen beispielsweise der österreichische Museumsbund anzuwenden, denn dieser folgt vielen lokalen Museen. Das Schweizer Pendant folgt einer ganzen Reihe Schweizer Museen, gibt sich insgesamt aber nicht besonders aktiv.
Ist das Strategie?
Die berechtigte Frage ist, ob hinter dem Nichtfolgen eine bewusste Wahl steht. Zwischen den Extremen “Folge allen Followern zurück” und der Celebrity-Version “Folge niemanden” liegt ein breites Spektrum. Natürlich sollte man vor allem denen folgen, deren Inhalte fachlich relevant sind. Man sollte meinen, dass das bei ICOM und Museumsbund nicht nur andere Dachverbände, sondern auch die Museen selbst wären.
Manchmal stecken hinter der Strategie, möglichst wenigen zu folgen, auch Gedanken an einen guten Kloud-Score, eine aufgeräumte übersichtliche Timeline oder bessere Suchmaschinenresultate. Oder wirkt die Nicht-Folge-Politik eher inaktiv, ignorant oder arrogant?
Ich bin zwar sehr an twitternden Museen interessiert, folge deshalb aber noch lange nicht allen Museen auf Twitter – eine vermutlich unmögliche Aufgabe. Mein Hauptinteresse liegt auf digitalen Strategien im Kulturbereich. Deshalb folge ich vor allem denen, die mit guten Beispiel vorangehen und neben ihren traditionellen Museumsthemen auch solche Bereiche ansprechen. Als weiteres persönliches Auswahlkriterium habe ich hinzugefügt, dass ich natürlich den Museen zurückfolge, die mir folgen. Das gehört für mich zum guten Ton, zeigt Respekt und Zurkenntnisnahme. Aber sicherlich funktionieren für verschiedene Menschen hier verschiedene Ansätze unterschiedlich gut.
Lange Nacht der Museen
Die oben erwähnte freitägliche Twitter-Debatte ebbte dann mit Feierabend ab und das hätte auch das Ende sein können, wenn das Museum Burg Posterstein das Ganze am Montag nicht wieder auf die Timeline gebracht hätte:
@MuseumBamberg @ICOMDeutschland @IcomOfficiel @QWoo @dznsza @AlbertinaMuseum @MuseumStuttgart jemand was dazu von @museumsbund gehört? — Burg Posterstein (@BurgPosterstein) 2. November 2015
Die zweite Session der diskussionsfreudigen Runde involvierte noch einige weitere Museen und artete in eine etwas andere Art der “Langen Nacht der Museen” (wie es das Stadtmuseum Stuttgart so schön formulierte) aus. Gegen 22 Uhr meldete sich auch der Deutsche Museumsbund erstmals zu Wort:
@BurgPosterstein @TanjaPraske @QWoo @MuseumStuttgart Freunde der Nacht: Es ist gleich 22 Uhr. Morgen kann auch noch gezwitschert werden. — museumsbund (@museumsbund) 2. November 2015
Dabei wurde aber auf die Follower-Frage nicht näher eingegangen und sich dann mit den Worten “Nighty-night” wieder zurückgezogen. Als die hartnäckigen Twitter-Museen auch am Dienstag nicht aufgaben, kam endlich ein Follow-Back für einige auserwählte Plagegeister und das Versprechen, sich durch die so entstandene Flut an Tweets zu arbeiten und Anregungen gern anzunehmen. Ich bin gespannt, in welcher Form – und würde an dieser Stelle gern dazu einladen, eure eigene Follow-Back-Strategie zu erläutern. Welche Erwartungen habt ihr an Follower? Wem folgt ihr und warum?