Der ungeplante Mehrwert von Social Media – ein Beispiel
Mit Paukenschlag untermalt sieht man im Kurzfilm die virtuelle Rekonstruktion der historischen Hammaburg, während ein Sprecher mit passendem Hamburger Akzent die Geschichte erläutert. Das ist der Film zur großen Hammaburg-Sonderaususstellung des Archäologischen Museums Hamburg, der ursprünglich als Stummfilm auf der Facebook-Seite des Museums landete. Wie daraus ein lehrreiches Kurzfilmchen über die Anfänge Hamburgs wurde, ist ein glänzendes Beispiel für den unerwarteten Mehrwert, den soziale Medien manchmal mit sich bringen.
Das Unerwartete, nicht Planbare
Diesen Mehrwert versuche ich Social Media-Skeptikern immer wieder zu erklären: Manchmal passiert Unerwartetes, nicht Planbares aus der Kraft der Netzwerke heraus. Nicht nur der Klassiker, der Post, der sich viral tausende Male verbreitet. Es geht auch eine Nummer kleiner, wie man an diesem schönen Beispiel aus der Hansestadt sehen kann. Wie es genau dazu kam, dass aus dem Stummfilm ein Tonfilm wurde, hat mir Andreas Pfeiffer von “Mein altes Hamburg”, einer privaten, ehrenamtlichen Initiative zur Hamburger Geschichte, erklärt.
Huch, wo ist denn der Ton?
Den ursprünglichen Film fand Pfeiffer über Michael Merkel vom Archäologischen Museum Hamburg, mit dem er auf Facebook befreundet ist. “Als ich den Film streamte, dachte ich zuerst das irgendein Fehler an meinem Rechner vorläge”, erzählt er über seinen ersten Eindruck vom Film, “Als ich später dann in den Kommentaren las, dass der Ton fehlt, schrieb ich Michael an, um ihm die Vertonung anzubieten.”
Zwei Wochen ehrenamtliche Arbeit
Den Vorschlag nahm das Museum gerne an (im Gegensatz zu manch anderen Museen, von denen man hört, dass sie kreative Projekte von außerhalb geflissentlich ignorieren!) und der Kurator Ingo Petri lieferte das nötige inhaltliche Material für ein Filmscript. Insgesamt bastelte Pfeiffer in seiner Freizeit rund zwei Wochen an “Mythos Hammaburg – der Film” und trat selbst als Sprecher in Aktion. Das Ergebnis kann sich sehen lassen:
Das Beispiel vom spontan vertonten Hammaburg-Film zeigt mir, dass man als Kulturinstitution immer offen für Neues sein sollte, was soziale Medien angeht. Man muss die Chancen erkennen und dann nutzen, Netzwerke pflegen und auf Augenhöhe mit den kreativen, engagierten und interessierten Usern bleiben.
Best Practice
Das Archäologische Museum Hamburg geht meines Erachtens mit gutem Beispiel voran. Das Museum, das auch zuvor schon in sozialen Netzwerken aktiv war und gebloggt hat, befindet sich offenbar gerade in einer Phase der Neuerung. Die inzwischen beendete, erfolgreiche Hammaburg-Ausstellung lebt im Google Art Project weiter (und ich hatte das Vergnügen, in Zusammenarbeit mit Jeffrey Lucas die englische Übersetzung beisteuern zu dürfen!). Darüber hinaus hat das Museum seinem Blog einen schicken, neuen Anstrich verpasst und die Social Media-Strategie intensiviert.
Das Team von “Mein altes Hamburg” besteht derzeit übrigens aus zwei Leuten und arbeitet nichtkommerziell. Aktuell suchen sie nach einem oder zwei Freizeitzeichnern für das eine und andere Videoprojekt (Wer sich berufen fühlt, maile an meinalteshamburg@outlook.com).