Museums Barberini: Von Anfang an mit ausgefeiltem Konzept
Heute öffnet das neue Kunstmuseum Museum Barberini in Potsdam offizielle zum ersten Mal. Das Team des modernen Ausstellungshauses macht eindrucksvoll vor, wie man eine Museumsneueröffnung angemessen kommuniziert.
Ende des letzten Jahres hatte ich das neue Museum Barberini noch nicht richtig auf dem Schirm, da erhielt ich vom Museum Barberini und Artefakt eine Einladung zu einer Bloggerreise nach Potsdam. Zu diesem Zeitpunkt hatte das noch nicht eröffnete Museum Ende November 2016 schon zu “Empty Museum”-Besuchertagen geladen, zu denen 24.500 Leute kamen – obwohl es noch gar nichts zu sehen gab. Kurz davor durften ausgewählte Instagrammer beim Insta-Walk die leeren Räume dokumentieren.
Zur feierlichen Eröffnung am 19. Januar 2017 kamen nicht nur der Stifter Hasso Plattner, sondern auch Angela Merkel und Bill Gates. So fand das Ereignis trotz Donald Trumps Amtseinführung die nötige mediale Aufmerksamkeit. Am 21. Januar wiederum beteiligte sich das Museum Barberini – immer noch vor der offiziellen Öffnung für den Besucherbetrieb – am jährlichen Potdamer Großevent “Unterwegs im Licht”. Für sechs Stunden konnte man das Museum besichtigen und an zahlreichen Führungen und Workshops teilnehmen – wenn man denn hineinkam, denn schon eine Stunde vor Öffnung der Türen standen die Menschen einmal quer über den Alten Markt an. Rund 1800 Leute sahen das Museum schließlich in diesen sechs Stunden.
Ich hatte das Glück, schon vorher zur Blogger-Führung hineinzudürfen, bei der uns Direktorin Dr. Ortrud Westheider durch die beeindruckenden Eröffnungsausstellungen “Impressionismus. Die Kunst der Landschaft” und “Klassiker der Moderne. Liebermann, Munch, Nolde, Kandinsky” (beide bis 28. Mai 2017) führte. Die Sonderausstellungen vereinen hochkarätige Kunstwerke nicht nur aus der Privatsammlung des Mäzens Hasso Plattner, sondern aus Museen aus aller Welt. So kann man im Museum Barberini derzeit Klassiker der Kunstgeschichte vereint an einem Ort sehen, vergleichen und studieren.
Museum oder Ausstellungshalle?
Im aktuellen Kulturdiskurs in den Medien wird kritisch analysiert, ob das Museum eigentlich ein Museum oder “nur” eine Ausstellungshalle ist, weil der Mäzen seine Sammlung nur wie jeder andere Leihgeber befristet zur Verfügung stellt. Das Konzept erinnert dabei an das des Bucerius Kunst Forums in Hamburg, dessen Leiterin die Direktorin Ortrud Westheider vorher war. Spannend bleibt aus meiner Sicht tatsächlich, wie sehr die klassischen Museumsaufgaben Forschen und Bewahren in die Arbeit des Museums Barberini einfließen werden. Ortrud Westheider kündigte an, dass Ankäufe geplant seien und so eine eigene Sammlung aufgebaut werden solle. Eine Dauerausstellung im klassischen Sinne wird es vorerst nicht geben. Von der Vermittlungsarbeit jedenfalls können sich viele andere Häuser bereits jetzt inspirieren lassen.
Museum Barberini: Gutes Vorbild für durchdachte Kommunikation
In Deutschland gibt es über 6000 Museen. Die Eröffnung eines weiteren Hauses zu kommunizieren, gelingt nicht immer so gut wie im Museum Barberini. Nicht nur Pressevertreter, auch Blogger, Kulturschaffende und andere Fachleute wurden persönlich eingeladen und in exklusiven Führungen durchs Haus begleitet noch vor das Museum eröffnet war. Mindestens ein Blogger-Event sei zu jeder Sonderausstellung geplant, erklärte die Marketing-Leiterin Johanna Köhler. Indem die Museumsdirektorin – entspannt, freundlich und bodenständig – diese Blogger persönlich durchs Haus führte, kommunizierte das Museum gleichzeitig seine Wertschätzung dieser Gruppe subjektiver Berichterstatter gegenüber. Das smarte daran: Sind die Blogger erst einmal aus nah und fern angereist, bekommen einen so exklusiven und interessanten Einblick und vielleicht noch eine Hotelübernachtung dazu, berichten sie auf jeden Fall (live auf Twitter, Instagram, Facebook und Co sowie später im Blog) und erreichen jeder eine ganz individuelle Zielgruppe. Schön finde ich, dass man im ganzen Museum fotografieren durfte und auf ein funktionierendes hauseigenes WLAN zurückgreifen konnte.
Barberini after 5
Auch von der Vermittlung her scheinen breite Besuchergruppen mitgedacht zu sein. Das fängt schon bei ausleihbaren Rollstühlen und Kinderwägen und Öffnungszeiten an, die von 11 bis 19 bzw. 11 bis 21 Uhr auch Berufstätige einschließen. Fast (siehe Tweet oben…) alle Bilder waren auf Deutsch und Englisch beschriftet inklusive einer kleinen Einordnung des Werks. Die Ausstellungen werden begleitet von einer App, die auch AudioGuide ist, von einer SmartWall, an der man Bilder hochauflösend den abgebildeten historische Orten gegenüberstellen und inhaltlich ins Detail gehen kann, von Führungen und Workshops, Lesungen, Konzerten und einem umfangreichen Programm für Kinder und Jugendliche. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren haben freien Eintritt.
Inspiriert von der amerikanischen Phillips Collection soll es ab März einmal monatlich eine Abendveranstaltung namens Barberini after 5 geben, die in einer Mischung aus Musik, Kunst und Interaktionsmöglichkeiten einen Treffpunkt für junge Kulturinteressierte bietet. Das hat mich gleich an die SMK Fridays im dänischen Statens Museum for Kunst erinnert.
Es berichtete:
Ebenfalls von der Blogger-Reise berichtet (weitere folgen bestimmt):
Wera auf Kultur und Kunst
Jörn Brunotte auf :beramus