Bunter “Schaukasten” im Web: Was sollten moderne Museumswebseiten leisten?
Eine eigene Webseite sollte für Museen inzwischen eine Selbstverständlichkeit sein, nicht zuletzt, weil viele potentielle Besucher zuerst im Internet nach Öffnungszeiten, aktuellen Ausstellungen und Eintrittspreisen suchen, bevor sie sich tatsächlich auf den Weg machen. Doch was muss so eine Internetseite heutzutage können? Im Folgenden möchte ich, basierend auf meiner Arbeit mit Webdiensten für den Kulturbereich, notwendige Inhalte und interessante Neuerungen von modernen Museumswebseiten beschreiben.
1 – Das Minimum
Das mindeste, was eine Museumswebseite bereithalten sollte, sind Informationen zu Adresse, Kontakt, Öffnungszeiten, Eintrittspreisen sowie kurze Informationen zu Sonderausstellungen, Sammlung und Dauerausstellung. Rein rechtlich darf natürlich auch ein gut sichtbares Impressum nicht fehlen.
In Thüringen nutzen immer noch eine Reihe kleiner Museen solche statischen Webseiten, die oft nur aus einer Seite bestehen. Ein Nachteil solcher Homepages ist, dass sie bei viel Text schnell unübersichtlich werden und der Besucher viel scrollen muss, um die gewünschten Informationen zu finden.
(Schlimmer trifft es all die Museen ohne eigene Entscheidungsfreiheit, die man – wie z. B. die Geraer Museen – nur unter der Seite der Stadt mit wenigen Basisinformationen findet. Hier sollten die Städte den Museen besser vertrauen und auf deren Kreativität bauen.)
Das Wichtigste auf einen Blick
Auch bei umfangreicheren Homepages kann man einen Trend beobachten, die wichtigsten Informationen gleich auf der Startseite, gerne in magazinartigem Charakter, unterzubringen. Der Online-Leser von heute hat es eilig, steht vielleicht mit dem Smartphone an der Bushaltestelle und möchte mit möglichst wenigen Klicks zur Information gelangen. Das bedeutet, es sollte nicht nur auf reine Willkommensseiten aus den Anfängen des Internets verzichtet werden, sondern auch auf informationsarme Startseiten. Gut umgesetzt in Thüringen wurde das beispielsweise vom Residenzschloss Heidecksburg (siehe Bild), dem Naturkundemuseum Erfurt und dem Museum Burg Posterstein, um nur drei Beispiele zu nennen.
Nicht nur Informationsquelle: Die Aufgaben einer Website
Moderne Webseiten erfüllen aber noch ganz andere Funktionen als nur die klassischen wichtigsten Informationen zur Verfügung zu stellen. Dazu notierte Marion Junker vom Freilichtmuseum am Kiekeberg (bei Hamburg) schon 2009 in einer Präsentation, dass “zunehmend Spiel und Beteiligung” sowie “Besuchergewinnung und -bindung” und Angebote wie “Online-Museumsladen” und “Visualisierung für Raumvermietung” eine Rolle spielten. Junker empfiehlt, man solle die “Vorteile gegenüber klassischen Printmedien nutzen”. Die immer noch empfehlenswerte Präsentation steht zum Download auf der Seite des Deutschen Museumsbunds.
Auf meine Nachfrage auf Twitter („Was sollten Museumswebsites können?“) erhielt ich unter anderem die Antwort, dass es schön sei, wenn auf Museumswebseiten und in sozialen Netzwerken aktuelle Ausstellungen transparent begleitet würden – eine Praxis, die bisher allenfalls aktiv bloggende Museen betreiben. Das Beispiel deutet aber an, dass Internetnutzer auch im Kulturbereich verstärkt nach Interaktion, Transparenz und Teilhabe verlangen. Das lässt sich gut realisieren, wenn man eine Blogfunktion und soziale Netzwerke in seine Onlinearbeit einplant.
2 – Das umfangreiche Portal
Viele Museen nutzen ihre Internetseite bereits jetzt, um weiterführende, auch fachliche Informationen zu präsentieren. Dies kann man als eine Art Verlagerung der Vermittlungsaufgabe und der Bildungsfunktion von Museen ins Internet verstehen. Gleichzeitig bietet es eine Chance, die Forschungsarbeit der Museumsmitarbeiter auf eine weitere Art zu würdigen, indem Inhalten (z.B. aus Sonderausstellungen) ein dauerhafter Platz im Web zugesprochen wird.
Thematisch besonders interessierte Menschen, die höchstwahrscheinlich über eine Suchmaschine zur Seite des Museums finden, werden gezielt angesprochen und neugierig gemacht. Besonders effektiv lässt sich das durch die Integration eines eigenen Museumsblogs umsetzen, über den beispielsweise regelmäßig interessante Details aus Forschung und Archiven veröffentlicht werden. Interessierte Bürger und Fachleute erhalten transparente Einblicke in die laufende Arbeit und die Möglichkeit, per Kommentar oder lockeren Dialog in sozialen Netzwerken, mit dem Museumspersonal ins Gespräch zu kommen. Nutzt das Museum soziale Medien wie Twitter und Facebook für die aktive Weiterverbreitung dieser eigenen Inhalte, lässt sich der Effekt der Erschließung neuer Zielgruppen noch verstärken. Umgekehrt ergibt sich der Vorteil, dass Suchmaschinen Webseiten, auf denen regelmäßig neue Inhalte (wie Blogposts) erscheinen, im Ranking höher listen.
Neben dem Museum Burg Posterstein, das auf seiner neuen Website Blogposts, Videos, jede Menge Bilder und soziale Medien eingebunden hat, folgt beispielsweise auch die Website der Leuchtenburg einem ähnlichen Konzept. Weitere Thüringer Museen, die einen Blog betreiben, sind mir übrigens nicht bekannt.
Eine Frage des Stils
Die Leser im Internet schauen – genau wie Zeitungsleser – zuerst auf Bilder, Bildunterschriften und Überschriften. Moderne Internetseiten sind keine Textwüsten mit dem Charakter eines wissenschaftlichen Aufsatzes, sondern verfasst in einer leicht verständlichen Sprache und aufgelockert durch Bilder, Videos und Zwischenüberschriften. Es ist wichtig, dass die Homepage auch auf Smartphones gut lesbar ist, denn die kleinen Alleskönner für unterwegs sind unaufhaltsam weiter auf dem Vormarsch und haben für viele Menschen im Alltag bereits den herkömmlichen Computer ersetzt.
Gleichzeitig sollte das möglichst übersichtliche Design einer Museumswebseite mit dem Layout von Broschüren und Publikationen Hand in Hand gehen, um einen Wiedererkennungseffekt zu schaffen. Auf allen vom Museum herausgegebenen Flyers, Plakaten und Pressemitteilungen sollte auch – z.B. per QR-Code – auf die Webpräsenz verwiesen werden. Kurzum, die Homepage sollte als vollwertiger Baustein in der musealen Öffentlichkeitsarbeit gesehen werden.
Von Marlene Hofmann (freie Journalistin und Webexpertin, M.A. Journalistik und Kommunikationswissenschaft und Skandinavistik mit Zusatzfach Museumsmanagement – Gestaltete zuletzt die neue Homepage des Museums Burg Posterstein)
Der Artikel erschien zuerst in in Thüringer Museumshefte 1/2014, S. 71-74.
Zum Weiterlesen:
Blogpost “Bloggende Museen & Archive”
Eine schöne, gut gepflegte Liste über bloggende Museen gibt es auf der Webseite der Münchner Kulturenthusiastin Tanja Praske
Ebenfalls ein Artikel aus den Thüringer Museumsheften: Michael Plote rezensiert das Buch “All you tweet is love”