Der Hafen, der Strand und das Meer sind öffentlich – Gedanken über öffentliche Räume
Immer, wenn ich in dänischen Städten bin, fällt mir auf, welchen anderen Blick die Dänen auf öffentliche Räume haben – zum Beispiel in der zweitgrößten dänischen Stadt Aarhus, deren Hafen einer der größten Nordeuropas ist. In den letzten Jahren ist direkt am Wasser nicht nur ein neues Stadtviertel entstanden, sondern der gesamte Hafenbereich ist auch lebenswert geworden. Während die ebenso neu gebaute Hamburger HafenCity bei meinem letzten Besuch noch ziemlich menschenleer wirkte, nutzen die Aarhusianer die neu angelegte Waterfront tatsächlich. Am Hafen ist nicht nur eine große technische Schule in einem brandneuen Glasgebäude untergebracht, auch die neue Bibliothek Dokk1 ist inklusive Bürgerservice und Raum für Workshops und Veranstaltungen ein Prestigeprojekt, das 2017 über 1,3 Millionen Besucher (in einer Stadt mit 270.000 Einwohnern in einem Land, in dem nur 5,7 Millionen Menschen wohnen!) vermelden konnte – und liegt direkt am Hafen.
Die neue Straßenbahn fährt und hält hier, die vorher vierspurige Hauptstraße wurde zugunsten breiter Fuß- und Radwege einspurig, unter den erwähnten großen Neubauten gibt es Parkhäuser und überall finden sich Sitzgelegenheiten, Skulpturen, Cafés und Räume, die den Menschen Platz zum Dasein lassen und sie zum Verweilen einladen. Die Springbrunnen-Installation, die in verschiedenen Intervallen an- und ausgeht, finden Kinder, Teenager und Erwachsene, Einheimische wie Touristen, beispielsweise gleichermaßen anziehend und man sieht die Menschen ausgelassen von “Insel” zu “Insel” springen. Logisch, dass gleich daneben derzeit auf großer Leinwand die Fußball-WM mitverfolgt wird – jetzt, wo Deutschland raus und Dänemark noch dabei ist!
Der öffentliche Lebensraum
Was sich in öffentlichen Räumen gerade immer mehr durchsetzt, gilt traditionell schon viel länger an einem anderen Ort in Dänemark: dem Strand. Das Land verfügt über eine Küstenlinie von über 7000 Kilometern und kaum jemand wohnt weit vom Meer entfernt – aber nach dem dänischen Naturschutzgesetz darf niemand den Strand und den Zugang zum Meer für sich allein beanspruchen. Strände in Privatbesitz müssen trotzdem öffentlich zugänglich bleiben und man darf sich dort für begrenzte Zeit aufhalten.
Das Meer ist öffentlich
Der Strand als Allgemeingut einer Gesellschaft – ein sehr schöner Gedanke, der wie ich finde auch für das gesamte Meer gelten sollte. Das Meer gehört allen Menschen genau wie allen anderen Lebewesen und wir sollten es auch so behandeln. Nicht nur für die Menschen in Ländern wie Dänemark, deren gesamte Geschichte und Kultur eng mit dem Meer verbunden ist, spielt die See eine entscheidende Rolle. Natürlich haben wir alle schon so oft von der Verschmutzung und Überfischung und Erwärmung der Meere gehört, dass die meisten von uns die Augen verschließen und denken, dass sie persönlich darauf ohnehin keinen Einfluss haben. Aber neulich las ich einen Satz der 82-jährigen US-amerikanischen Ozeanografin Sylvia Earle in einem Interview im Greenpeace Magazin 3.18, der mir die Tragweite unseres Tuns (oder Nichttuns) und unser enges Verhältnis zum Meer, auch wenn wir auf dem Festland wohnen, vor Augen führte: “Mehr als die Hälfte des Sauerstoffs, den wir atmen, wird im Ozean produziert. Wenn wir den Organismen, die das bewerkstelligen, die Lebensgrundlage entziehen, gefähren wir also nicht zuletzt uns selbst.” Und unsere Kinder und Enkel. Für europäische Landratten und Seebären gleichermaßen ist das Meer also von ungeheurer Bedeutung – nicht nur als Ort der Erholung, Kultur und Inspiration und auch nicht nur kulinarisch und ökonomisch, sondern sogar lebenswichtig.
Die Blogparade #DHMMeer
Das Deutsche Historische Museum ruft im Rahmen der Ausstellung “Europa und das Meer” zur Blogparade #DHMMeer auf. Mitmachen kann man bis 25. Juli 2018.
Wer außerdem noch mehr zum Thema Nachhaltigkeit und Umwelt im Alltag lesen möchte, der sei herzlich eingeladen, bei der grünen Linkparty “einfach. nachhaltig. besser. leben.” hereinzuschauen, die Beiträge zahlreicher Blogger aller Coleur sammelt.